Fachdidaktik Geschichte SchulWiki: Fachdidaktik Geschichte
Seite zuletzt geändert am: 28. August 2015

Fachdidaktik Geschichte    

Ein Beitrag zur Theorie und Praxis des Fachbereiches Geschichtswissenschaft zur Konzeption von Lehre und Didaktik    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Fachdidaktik Geschichte   
Ein Beitrag zur Theorie und Praxis des Fachbereiches Geschichtswissenschaft zur Konzeption von Lehre und Didaktik   
Vorbemerkungen   
1 Didaktik der Geschichte   
1.1 Geschichtswissenschaftliche Didaktik   
1.1.1 Erzählung   
1.1.2 Historiomathie   
1.1.3 Historisches Denken   
1.1.4 Allgemeine Didaktik   
1.2 Geschichtsdidaktik und Kulturwissenschaft   
1.3 Inhalts- und Bezugsfelder der Geschichtsdidaktik   
2 Begrifflichkeit   
3 Basistheorien   
4 Postmoderne   
5 Narrativität   
6 Geschichtsunterricht   
6.1 Unterricht/Lehre   
6.2 Strukturmomente   
7 Geschichtsbewusstsein   
7.1 Stufentheorien   
7.2 Sozialisation   
7.3 Begrifflichkeit   
7.4 Struktur eines Geschichtsbewusstseins   
7.5 Gedächtnisforschung   
8 Geschichtskultur   
8.1 Erinnerungskulturen   
8.2 Geschichtspolitik   
8.3 Geschichtskultur   
8.4 Umsetzung   
9 Didaktik - Themen und Inhalte   
10 Kompetenzen   
11 Bildungsstandards   
12 Methodik   
13 Präsentationsformen - Medien   
14 Arbeitsformen   
15 Sozialformen   
16 Methodenprinzipien   
17 Unterrichtsplanung   
17.1 Planungsziele   
17.2 Planungsprozess   
17.3 Fächerübergreifendes Lernen   
17.4 Planung von Unterrichtstunden   
18 Reflexion   
18.1 Geschichtskultur heute   
18.2 Theorieansätze   
18.3 Hirnforschung   
18.4 Geschichtsunterricht   
Literaturverzeichnis   
IT-Autorenbeiträge   

Vorbemerkungen    

Nach PANDEL(2013, 5-6) hat die Geschichtsdidaktik in den letzten vierzig Jahren drei Entwicklungen durchlaufen.

Bedenklich ist der Verlust der gesellschaftlich-sozialen Lebenswelt. Soziologische Tatsachen gehören aufgenommen. Was in den sechziger und siebziger Jahren mit kompensatorischer Erziehung und Sozialisation berücksichtigt wurde, wird heute als "soziales Milieu" vernachlässigt(vgl. die Berücksichtigung bzw. Vernachlässigung von "Hochkultur" und "Risikogruppen"; vgl. dazu das Schulfach "Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung" mit einer notwendigen Definierung des Stellenwertes von Sozialkunde bzw. der Vernachlässigung zugunsten einer Politischen Bildung).


Hintergrund der fachlichen Bemühungen um eine Fachdidaktik in Geschichte ist


1 Didaktik der Geschichte    

Mit der Epoche der Aufklärung entstand ein modernes Wissenschaftssystem.

1.1 Geschichtswissenschaftliche Didaktik    

Zur der spezifisch geschichtswissenschaftlichen Didaktik gehören die Erzählung, die Historiomathie(geschichtliche Lehre und geschichtliches Lernen), das historische Denken und der Kontext zur allgemeinen Didaktik.

1.1.1 Erzählung    

Historisches Wissen beinhaltet die Form der Erzählung, der Weitergabe und Verbreitung(Narrativität). Der sozialen und zeitlichen Ausdehnung wird damit Rechnung getragen.

Bedingungen sind nach CHLADENIUS(bereits 1752)eine perspektivische und wahre Erzählung, von Generation zu Generation(Kanalisierung), möglichst störungsfrei und entsprechend den Zuhörenden verständnisvoll(vgl. die Aufnahmefähigkeit der Rezipienten; CHLADENIUS 1752/1985, 159-160,190). Der Jugend werden bei der Fortsetzung der Geschichte mitunter Schwierigkeiten unterstellt, weshalb Ursachen und Bedeutung von Geschichte mit "Denkmälern" - Artifakte, Feste, Urkunden, Experten - als Motive zur Rezeption und Weitergabe empfohlen werden(vgl. ebda., 191, 194-196). Mit dieser Didaktik ist die Geschichtswissenschaft angesprochen und nicht die Pädagogik.

Dialog als Erzählform und Weitergabe betrifft demnach die Mitlebenden und Nachlebenden. Er muss zudem tradierwürdig sein.

Ohne Zwecksetzung - etwa Patriotismus und Liebe zum Herrscherhaus - ist die Erzählung didaktisch funktionsfähig.

1.1.2 Historiomathie    

Die Geschichtswissenschaft wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts als arbeitsteilige Fabrik im Sinne von Adam SMITH aufgefasst(vgl. die Beschreibung als Zusammenarbeit des Theoretikers, Schreibers, Lehrers und Forschers).

Die damalige Theorie der Geschichtswissenschaft bestand aus zwei Teilen - der Histographie(Regeln der Geschichtsschreibung) und der Historiomathie(Regeln der Lehre und des Lernens der Geschichte /lehrerzentriert als didaktische Präsentation - schülerzentriert als selbständiges Lernen; vgl. BLANKE-FLEISCHER 2003, 203-204).

Die Geschichtswissenschaft hat selber Regeln des Lehrens und Lernens hervorgebracht. Demnach haben für das Schreiben und Lehren nur Historiker und nicht Pädagogen die Kompetenz besessen(vgl. PANDEL 2013, 12 mit der Bemerkung, dass Pädagogen so tun, als wären sie in 20 Fächern zu Hause). Aus heutiger Sicht muss man den damaligen Historikern Recht geben, wie etwa die Einrichtung von Zentren für Fachdidaktik an Universitäten zeigen.

1.1.3 Historisches Denken    

Die Geschichtswissenschaft enthält drei Dimensionen in Form der Forschung, der Theorie und Didaktik. Sie besteht nicht nur


Wissenschaft beruht auf Denkweisen und steht damit im Kontext mit anthropologischen Grundlagen(Art der Denktätigkeit).


Es bedarf einer Bestimmung von Denkformen und erst in der Folge auf die Ergebnisse des Nachdenkens einzugehen. Zentrale Begriffe sind

Die Erfahrung ist als Kenntnis der subjektiven Wirklichkeit auf das Einzelne gerichtet.

Erzählung bedarf der Sprache und Erzählbarkeit.

Kulturelle Kohärenz bedeutet einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Ergebnissen des Nachdenkens herzustellen(Kontinuität). Historisches Denken umfasst die Ereignisse im Plural und Singular.

1.1.4 Allgemeine Didaktik    

Die Historiomathie setzte sich im 19. Jahrhundert nicht durch. Ökonomische Gründe blockierten die Entwicklung zu einer Disziplin.

Die pädagogische Schultheorie versuchte bis in die sechziger Jahre im Kontext mit der jeweiligen Schulform für alle Fächer verbindende Ziele zu finden(vgl. für Österreich die Schulreform 1962).


Für die Geschichtsdidaktik entstanden eigene Begrifflichkeiten, etwa die Narrativität, der Gegenwartsbezug, die Multiperspektivität, die Quellenorientierung, die Museumserkundung und Archivarbeit. Aus der Allgemeinen Didaktik wurden die Handlungsorientierung, das Rollenspiel, die Gruppenarbeit und der Projektunterricht übernommen.


1.2 Geschichtsdidaktik und Kulturwissenschaft    

Die Kulturwissenschaften betreffen in dieser Wissenschaftsgruppe außer der Geschichte die Sozial- und Kulturanthropologie, die Kultursoziologie, die Literaturwissenschaft, die Interkulturelle Kompetenz, die Migrationsforschung, die Philologien und die Geschichtsdidaktik. Gegenstand der Kulturwissenschaft ist die Lebenswelt(vgl. NÜNNING-NÜNNING 2008, HOHENBALKEN/TOSIC 2009, TREICHEL-MAYER 2011, FISCHER-SPRINGER-ZACHARAKI 2013, PANDEL 2013). Begrifflichkeiten sind demnach Kultur, Kulturwissenschaft und Geschichtsdidaktik.


1.3 Inhalts- und Bezugsfelder der Geschichtsdidaktik    

Um Sinn und Bedeutung von kulturellen Inhalten erfassen zu können, bedarf es der Begründung.

Beschäftigt man sich mit dem Arbeitsbereich der Geschichtsdidaktik, so ist eine Übersicht über die Funktionen und Subthemen der Geschichtsdidaktik hilfreich. Damit lassen sich die einzelnen Konzeptionen verglichen.


Felder der Geschichtsdidaktik sind(vgl. PANDEL 2013, 47-50)


Wie dieses Handeln zu lösen ist, bedarf einer Definition von Geschichtsdidaktik (vgl. ausführlich RÜSEN 1977, 50; JEISMANN 1977, 12; WALZ 1998, 694-723; BERGMANN 2000; SCHÖNEMANN 2003, 11-22). Beispielhaft werden drei Ansätze angesprochen.

Es zeigt sich,

2 Begrifflichkeit    

Es bedarf zunächst einer näheren Bestimmung und des Bestandes der Geschichte(Begrifflichkeiten).

Die Geschichtstheorie(Historik) ist die Theorie der Geschichtswissenschaft(nicht der Geschichte). Untersucht werden Impulse, Voraussetzungen, Bedingungen, Möglichkeiten einer Überführung von Vergangenheit in geschriebene Geschichte(vgl. PANDEL 2013, 51-60; KOLMER 2008).

Drei Ebenen des Geschichtsbegriffes ergeben sich aus der Unterscheidung in der Aufklärung,.

Fachdidaktisch geht es für die Lernenden um das Verhältnis der Ebenen zueinander als ein Grundwissen("Wissenschaftspropädeutik"). Kritisch muss hingewiesen werden auf Geschichtserzählungen, fiktive Quellen, lebensgeschichtliche Ansätze von zweifelhaftem Wert(vgl. Einführungen und Hinführungen zur Geschichte in Schulbüchern wie "Meine Familie"; vgl. dazu die Gedächtnislücken und die didaktische Notwendigkeit von Archivarbeit/etwa Urkunden, Schriftstücke, Fotographien, Orden, Münzen und Tagebücher).

3 Basistheorien    

Geschichte ist nicht wiederherstellbar, daher entwickeln Historiker bestimmte Vorstellungen bzw. Theorien über Geschichte in ihrem Charakter, ihrer Struktur und ihrem Verlauf(Basistheorien). Basistheorien sind grundsätzliche Theorierichtungen, die den gesamten historischen Prozess und bestimmte Anschauungen mit bestimmten Ereignissen betreffen(vgl. beispielhaft vier Basistheorien von Leopold von RANKE, Karl MARX, Max WEBER und Fernand BRAUDEL; vgl. PANDEL 2013, 62-86).

4 Postmoderne    

Das Unbehagen der bisherigen Theorieansätze greift die postmoderne Geschichtstheorie auf(vgl. RÜSEN 1993, 17-30; CONRAD-KESSEL 1994). Ihre Vertreter beteiligen sich nicht an der Argumentation von modern vs. vormodern, sie sehen sich jenseits der Moderne(vgl. Jacques DERRIDA, Hayden WHITE, Roland BARTHES).

Einwände gegen die Theorie gibt es auf verschiedenen Ebenen.

5 Narrativität    

Die Narrativität umfasst das Verhältnis von referierter und dargestellter Geschichte und Geschichtsschreibung(vgl. PANDEL 2013, 86-105).

Arthur DANTO(1965, 241, 243) stellte zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen die Unvollständigkeit und Unvollkommenheit der Quellen, also die referierte Geschichte zur Diskussion.

Diese Art der Erzählung wird in der Geschichtswissenschaft als Narrativität bezeichnet. Das Grundmuster besteht in der Verknüpfung von mindestens zwei verschiedenen, zeitlich differenten Ereignissen. Sprachlich soll eine Verlaufsstruktur entstehen(vgl. die Formulierung "zweiter Dreißigjähriger Krieg" 1914-1945; ein Chronist hätte 1618 nicht vom ersten Dreißigjährigen Krieg sprechen können).

Es gehört zu den Eigenheiten des Geschichtsunterrichts, dass bis heute Lernenden nicht gezeigt wird, wie Geschichte zu schreiben ist. Es bedarf einer Ergänzung durch die Historiografieorientierung(vgl. PANDEL 2010).

Die moderne Geschichtsschreibung umfasst die Retrospektivität, Temporalität, Konstruktivität, Selektivität und Partialität(vgl. PANDEL 2010, 75-77).

Für den Unterricht gibt es die Geschichtserzählung und das Schulgeschichtsbuch.

6 Geschichtsunterricht    

Im Folgenden sollen Definitionsmerkmale von Unterricht bzw. Lehre und Strukturmerkmale des Geschichtsunterrichts angesprochen werden(vgl. PANDEL 2013, 107-122).

6.1 Unterricht/Lehre    

Unterricht bzw. Lehre, im Folgenden Unterricht, ist eine besondere Form von Wissenserwerb. In der Diskursivität als besondere Form von Unterricht lernt man in Kommunikation mit anderen, ohne praktische Probleme lösen zu müssen(frei von Handlungszwang).

In Freiräumen schafft man Denkprozesse.


Bedingungen für Unterricht sind


Wenn der Unterricht Orientierung für Gegenwart und Zukunft der Teilnehmenden ermöglichen soll, dann erzeugt er historisches Wissen durch die Lernenden.

An Geschichte zeigt es sich, dass es viele Lernorte gibt.


6.2 Strukturmomente    

Das Behandeln von Themen und Inhalten ergibt sich in einem pädagogischen Feld, das von sechs Aspekten(Strukturmomenten) bestimmt wird. Praktisch-didaktisches Handeln erfordert damit eine Kombination dieser Aspekte in Planung und Durchführung mit dem Erreichen von Lernzielen.

Aspekte eines Geschichtsunterrichts sind

7 Geschichtsbewusstsein    

Lehrende sollen wissen, welche kognitiven Voraussetzungen Lernende mitbringen, um unterrichtliche Bemühungen ausrichten zu können. Schwerpunkte seit den fünfziger Jahren waren die Reifung/Stufentheorien, Sozialisation, das Geschichtsbewusstsein und die Gedächtnisforschung(vgl. PANDEL 2013, 123-160).

Im Wesentlichen geht es um die Altersplatzierung(Altersgemäßheit), die Lernprogression(Aufbau des Unterrichts) und den Dualismus von biologischen und sozialen Faktoren(Begabung und Lernen sowie Umwelt und Reifung).

7.1 Stufentheorien    

Große Verbreitung in der Geschichtsdidaktik erlangten Heinrich ROTH und Waltraud KÜPPERS für die Entwicklung eines organischen Reifeprozesses. Unter den Didaktikern genoss Jean PIAGET großes Ansehen.



Jean PIAGET stellt seine Experimente wohltuend nüchtern vor, allerdings spielt Geschichte als Wissenssystem und als Lebenswelt keine Rolle. Sein vierstufiges Modell stammt aus Beobachtungen in Experimentalsituationen mit Probanden.

Auf Grund dieses Modells zog die Geschichtsdidaktik den Schluss, erst ab 12 Jahren den Beginn des eigentlichen Geschichtsunterrichts anzusetzen. Aus den Stufenfolgen ließ sich keine Ableitung für eine Altersplatzierung für die nachfolgenden Klassen vornehmen. Es ist deswegen verwunderlich, dass das Stufenmodell in der Geschichtsdidaktik einen so hohen Stellenwert einnahm.


Übereinstimmung herrscht heute über das Verhältnis von biologischen und sozialen Einflüssen. Je jünger das Kind ist, desto bestimmender ist der Einfluss biologischer Determinanten. Je älter das Kind wird, umso größer sind die sozialen Einflüsse. In der Geschichtsdidaktik wird der Anteil des Sozialen, Kulturellen und Historischen immer mehr als entscheidende Faktoren der Persönlichkeitsentwicklung angesehen(vgl. PANDEL 2013, 126).

7.2 Sozialisation    

Weil die bisherigen Theoriemodelle die soziale Umwelt nicht miteinbezogen, folgte die Geschichtsdidaktik seit den siebziger Jahren der Sozialisationsforschung mit ihrer Differenzierung nach Sozialschichten(vgl. SÜSSMUTH 1980).

Sozialisation meint Individualisierung(Individualität) und Vergesellschaftung(Sozialität)(vgl. HURRELMANN-ULICH 1991; HURRELMAMN 2012; PANDEL 2013, 128; vgl. IT-Autorenbeitrag http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index. Schule, Pkt. 47).

Die Geschichtsdidaktik hat die Identität und Lebensgeschichte übernommen.

Politische Sozialisation als Bereich der Geschichte und Politischen Bildung umfasst einen Ausschnitt der allgemeinen Sozialisation und versucht politisch relevante Motive, Einstellungen und Verhaltensweisen zu erklären.

Kritisch ist zu festzuhalten, dass eine politische Sozialisation nicht existiert. Jede Sozialisation ist politisch, findet in einem politischen Feld statt und ist somit auch politisch relevant.


Die Sozialisationstheorie verlor in der Geschichtsdidaktik an Einfluss.

Kritisch ist zu vermerken, dass etwa die aktuelle Situation der Geschlechterrollen, am Arbeitsmarkt, bei Bildungsproblemen, in der Zuwanderung, beim Verhalten gegenüber Flüchtlingen, gesellschaftlicher Diversität, bei Bildungsgängen, im Berufseinstieg, bei Berufslaufbahnen und Freizeitverhalten sowie in der Vielfalt von Werten, Normen und Einstellungen sehr wohl einen Kontext mit Sozialisationsinstanzen aufweisen(vgl. beispielhaft HURRELMANN-ULICH 1991, 321-613; HURRELMANN 2012, 77-185).

7.3 Begrifflichkeit    

Bis in die siebziger Jahre galt das Geschichtsbewusstsein als normativer Begriff(vgl. man denke an die belasteten Begriffe wie Volkszugehörigkeit und Volksschicksal). Er war somit inhaltlich bestimmt(vgl. dazu ROTH 1965, 86-87; KÜPPERS 1961, 91). Mit dem verbreiteten Begriff "Geschichtsbild" wird versucht, inhaltlich eine Vorstellung von Geschichte vorzunehmen. Lernenden schreibt man vor, was und wie sie über Geschichte zu denken haben.

Heute geht man von sinnvollen Begriff es individuellen Geschichtsbewusstseins aus. Falsch wäre die Bezeichnung für ein besonders umfangreiches historisches Wissen. Zwar ist der Begriff nicht ohne historisches Wissen denkbar, aber viel Wissen geht im Erwachsenenleben verloren, das allerdings im Bewusstsein des Lernenden eine Struktur ausgebildet hat, die "Geschichtsbewusstsein" erzeugt. Schule beeinflusst somit in ihrem Unterricht, in ihrer Kommunikation und in ihren Impulsen im Kontext ihres Bildungsanspruchs(vgl. SCHIEDER 1983, 457).

Die Verbindung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bildet Geschichtsbewusstsein.

Mit der Umorientierung als Folge der bildungspolitischen Entwicklung der siebziger Jahre, einer Änderung der Schülerpopulation und in der Folge der Einrichtung einer geschichtsdidaktischen Lehramtsausbildung (1961 erstmals in Hessen) entwickelt sich ein eigenes Konzept mit eigenen empirischen Studien(vgl. BORRIES-PANDEL-RÜSEN 1991). Inzwischen ist Geschichtsbewusstsein fachspezifisch abgesichert. Ausgehend von wissen(schafts)orientiert und selbstreflexiv wird verlangt, dass Lernende Geschichte deuten sollen(in Form eigenen Denken, über Alternativen verfügen). PANDEL(2013, 134)fügt kritisch an, dass Lernende weder das eine noch das andere im Unterricht mitbekommen. Sinnvoll wäre, das Schwergewicht auf Diskurse(Kommunikation) und Praktiken(Reflexionsprozesse) der Alltagswelt zu legen. Grenzen im Unterricht ergeben sich in der Selbsttätigkeit, damit in der Betätigung mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft(vgl. die Chancen einer Kombination des Unterrichtsfaches in den Bereichen Geschichte-Sozialkunde-Politischer Bildung mit fachspezifischen Zielen, die sich unterrichtlich erreichen lassen).

7.4 Struktur eines Geschichtsbewusstseins    

Nach PANDEL(2005)ergeben sich sieben kombinierbare Dimensionen zu einem Geschichtsbewusstsein(vgl. PANDEL 2013, 137-150).

7.5 Gedächtnisforschung    

Im klassischen Geschichtsunterricht spielt das Gedächtnis in der individualpsychologischen Kategorie eine Rolle, wobei Einprägen und Behalten ein besonderes Element sein sollte(vgl. PETHES-RUCHATZ 2001). Im Merkwissen sei das, was im Gedächtnis abgelegt wurde, wieder abrufbar(Reproduktion des Gelernten; vgl. die Empfehlung des Auswendiglernen FINA 1973, 126).

Harald WELZER(2002)hat sich mit der Tradierung von Geschichte und dem Einfluss von "Familie" befasst. In der familiären Kommunikation entsteht die Zeitdimension(früher-heute).

8 Geschichtskultur    

Die Umorientierung der Geschichtsdidaktik zu einer "Fachdidaktik Geschichte" bringt eine Erweiterung des Themenbereiches mit sich.

Im Folgenden geht es um Erinnerungskultur, Geschichtspolitik, Geschichtskultur und deren Umsetzung(vgl. PANEL 2013, 161-177).

8.1 Erinnerungskulturen    

Definiert wird diese Form des Umgangs mit Geschichte als Praxis sozialer Gruppen mit ihren eigenen persönlichen Erinnerungen als Veteranen, Vertriebene, Heimkehrer und Opferverbände.

Ein Spezifikum ist der Widerspruch zum Forschungsgegenstand. Nach JARAUSCH-SABROW(2002)wird auch von einem "verletzten Gedächtnis" gesprochen.

8.2 Geschichtspolitik    

Dieser Themenbereich ist nunmehr Gegenstand zeitgeschichtlicher Forschung und bezeichnet den politischen Gebrauch von Geschichte(vgl. FREI 1996).

Es geht demnach um das Bemühen von Gruppen, Geschichte mit politischen und gesetzlichen Mitteln durchzusetzen("Memorialkultur"). Darunter fallen Gedenktage, Denkmäler und Gedenkstätten. Vergangenheitsbewältigung ist eine Unterform von Geschichtspolitik.

Es geht aber auch um Einrichtungen zur Entschädigung von Verfolgten und Zwangsarbeitern(vgl. beispielhaft in Deutschland die Einrichtung von Behörden für die Stasi-Akten). Historiker untersuchen im Unterschied zu Politologen Geschichtspolitik als Gegenstand der Zeitgeschichte. Damit fließen die Ergebnisse als Themen in den Geschichtsunterricht ein.

Als Aufarbeitung von Systemwechseln ist Geschichtspolitik von besonderem Interesse(beispielhaft Franco-Regime in Spanien, Apartheid in Südafrika, Ende des Nationalsozialismus, Wende 1989; vgl. in Deutschland der neue Begriff "Transitionsforschung").

8.3 Geschichtskultur    

Mit dem Begriff sollten jene Massenmedien bezeichnet werden, die sich mit Geschichte beschäftigen(Film, TV).

In der Folge ging es auch um die Beschäftigung mit historischen Museen(vgl. PELLENS-QUANDT-SÜSSMUTH 1984; VIEREGG 2006). Damit sind die Inhalte umschrieben(historische Umwelten in Museen, Erlebniswelten und Bau-Ensembles).


Geschichtskultur hat Dimensionen der Macht(Politik), Wahrheit(Wissenschaft) und Schönheit(Ästhetik). Ergänzen muss man heute Ethik und Ökonomie(vgl. PANDEL 2013, 165; man denke an die vielen Formen einer Kommerzialisierung von Geschichte im Tourismus und Formen von Märkten als Volkskultur).

Nicht verwechseln darf man Geschichtskultur mit Kulturgeschichte.

Definiert ist Geschichtskultur mit den Merkmalen

Festzuhalten ist, dass dieser Media-Switch eine demokratisierende Funktion besitzt, denn er erreicht mehr Interessierte als ein Ausgangsmedium.

8.4 Umsetzung    

Um einen Zugang zur Geschichtskultur zu finden, bedarf es eines Zugangs.

Ungelöst die Problembereiche "Schulentwicklung - schulnahe Lehrpläne" und Ansätze einer Weltgeschichte und Immigrationsgeschichte/Globalisierung(vgl. MEIER 1975, 101-115; ERDMANN 1999; KÖRBER 2001; PANDEL 2013, 196-203).

9 Didaktik - Themen und Inhalte    

Der Geschichtsunterricht steht vor dem Problem, geschichtliches Wissen zu tradieren. Neben dem quantitativen gibt es das qualitative Problem, denn Wissen veraltet und verliert so seine Tradierfähigkeit. Bei der Auswahl der Inhalte geht es um

10 Kompetenzen    

Für die Geschichtsdidaktik begann die Diskussion um Kompetenzen durch die 2001 veröffentlichte PISA-Studie("Programme for International Student Assessment"). In der Geschichtsdidaktik ist der Begriff nicht neu und wurde als Sammelbegriff für Fähigkeit oder Fertigkeit verwendet(vgl. PELLENS 1978, 211-226). Mit dem "Weinert-Report" 1999 für die OECD erhielt das Kompetenz-Modell Bedeutung.


Mit Kompetenz wird nicht ein bestimmtes Ereigniswissen bezeichnet, vielmehr wie man mit historischem Wissen umgeht. Abzugrenzen ist in der Geschichtsdidaktik der Begriff von der Berufspädagogik(Sach-, Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz)(vgl. PANDEL 2013, 208).

Drei Kriterien bezeichnen Kompetenzen:

In der Geschichtsdidaktik gelten in der laufenden Diskussion in Deutschland zehn Kompetenzmodelle (vgl. allgemein ZIENER 2006, 44; geschichtsdidaktisch PANDEL 2013, 212).

Da Lernprozesse nicht linear verlaufen, vielmehr auf- und absteigend über verschiedene Stufen hinweg, wird auch der Begriff Kompetenzausprägung verwendet. Beispielhaft zeigt sich dies in der narrativen Kompetenz, wie Geschichtsdarstellungen im Laufe des Unterrichts über Jahre hinweg an Umfang, Komplexität, Kohärenz und Strukturen zunehmen.

Kompetenzsysteme lassen sich in zwei Modelltypen einteilen. Das Komponentenmodell etwa umfasst fachspezifische Aufgaben wie Quellentexte in unterschiedlicher Länge und verschiedenem Schwierigkeitsgrad mit Hilfe des Stufenmodells für Geschichte.

Für die Geschichtsdidaktik finden sich Kompetenzen in der kulturellen Lebenswelt.

Als historische Kompetenzen gelten demnach die

11 Bildungsstandards    

Im Bildungsbereich versteht man unter "Standard" eine Norm als Richtgröße, um Qualität zu bestimmen. Bildungsstandards sind staatliche Vorgaben, die erwartete Lernleistungen zu einem bestimmten Zeitpunkt(in der Regel am Ende eines Schuljahres). Der Begriff "Bildung" ist allerdings unpassend und missverständlich, weil Bildung nicht messbar ist. Verständlicher wären "Leistungsstandards"(vgl. Mindest- und Regelstandards[Fundamentum, Additivum]; PANDEL 2013, 240).


Standards haben bestimmte Gütekriterien wie Fachlichkeit, Fokussierung auf einen Kernbereich, Komulation(aufeinander folgende Teilleistungen), Verbindlichkeit(Mindestanforderungen), Differenzierung, Verständlichkeit und Realisierbarkeit. Hier wird deutlich, dass fächerübergreifendes Lernen im Hinblick auf domänenspezifische Kompetenzen fächerübergreifend nicht durchführbar ist.

Bildungsstandards ergeben eine geänderte Bildungspolitik.

Kritisch ist zu vermerken, dass der Druck zur Kompetenzorientierung von transnationalen Experten ohne demokratische Legitimation ausgeht. Nationale Bildungsautoritäten wie Hochschulen bzw. Universitäten, Lehrerverbände und die Bildungsbürokratie verlieren ihre Definitionsmacht für kulturelle Orientierungen(vgl. MÜNCH 2009, 39, 41, 57).

12 Methodik    

Mit Hilfe der Methodik gelangen Lernende vom Nichtwissen zum Wissen.

Die folgenden drei Grundformen der Methodik haben sich im Geschichtsunterricht herausgebildet:

Welche Grundform gewählt wird, ist Aufgabe der Methodik.


Methodik ist ein Teilbereich der Didaktik. Unterrichtliches Handeln, Medien, Sozialformen und Arbeitsformen des Lernens sind die Kennzeichen von Handlungsanweisungen zum Erreichen von Lernzielen(vgl. GÜNTHER-ARNDT 2007).

Für die Geschichtsmethodik gelten domänenspezifische Elemente, wie sich am Beispiel "Unterrichtsmittel"(allgemeinpädagogisch)zeigt, wenn von Schrift-, Bild- und Sachquellen die Rede ist.


Methodik umfasst die Gestaltung von Lern- und Kommunikationsbedingungen für Lernende und meint das zielgerichtete Handeln.

Pragmatik meint die flexible Regelanwendung und ist verbunden mit methodischen Anwendungsregeln(vgl. dazu die Notwendigkeit einer Lehr- und Lernforschung).


Notwendig sind Motivation und Interessen der Lernenden. Methodisches Handeln bedarf der Tätigkeit des Lehrenden(Organisator von Lernprozessen, die ziel-, themen- und subjektadäquat ablaufen).

Methodische Qualitäten unterliegen der Sensibilität für die Bedürfnisse der Lernenden.


Im Geschichtsunterricht bzw. der Geschichtsdidaktik bedarf es des folgenden methodischen Handelns (vgl. PANDEL 2013, 253).

In der Geschichtsdidaktik bedarf es daher der folgenden Begrifflichkeit.


Die Geschichtsdidaktik besitzt eine lernortabhängige Methodik (vgl. VIEREGG 2006; MAYER 2007, 389-407; PLEITNER 2007, 138-141; LANGE-LUX 2007; HESSE 2007).

PANDEL(2013, 268-269) weist darauf hin, dass mitunter museumspädagogische Aktivitäten weniger auf Objekte des eigenen Hauses als vielmehr auf einen historischen Nachhilfeunterricht eingehen.

13 Präsentationsformen - Medien    

Weil Geschichte sich nicht direkt wahrnehmen lässt und eine narrative Konstruktion darstellt, ist sie in unserem Gedächtnis nur sprachlich vorhanden. Die meisten Ereignisse in unserer Lebenszeit fallen nicht in unsere eigene Wahrnehmung und in unser eigenes Erleben. Sie sind nur über bestimmte Medien zugänglich. Damit eigenen wir uns ein Geschichtswissen an. Dies gilt natürlich auch für Lehrende.

Die einzelnen Formen bezeichnen wir besser als "Präsentationsformen" , die die Eigenart historischen Denkens als Begrifflichkeit besser umreißen(vgl. PANDEL 2013, 271-306).


Marshal Mc LUHAN bezeichnet Medien als Körperextensionen, als Verstärker körperlicher Fähigkeiten(Telefon-Verstärkung der Stimme über weite Reichweiten, Fernglas-weiter sehen, Fahrrad-Verstärker der Geschwindigkeit; vgl. Mc LUHAN 1992; HÖRISCH 2004, 62-63).

Die Vielfalt der Medienbegriffe bzw. Präsentationsformen - Kommunikations-, Interaktions- und Steuerungsmedien - und der Medienarbeit - Massenmedien, neue Medien, Lernmedien - erfordert für die Geschichtsdidaktik eine genaue Beschreibung.


In den Kulturwissenschaften bezeichnen wir mit "Medien historischer Tradierung" die Auswirkungen für das historische Denken beispielhaft

Man denke etwa an den Alphabetisierungsprozess im 18. Jahrhundert, womit auf eine Re-Oralisierung in der Tradierung verzichtet werden konnte(vgl. die heutige Situation bei Lernenden, die wohl Schulbücher besitzen[weniger Geschichtsatlanten] und dennoch zur mündlichen Wiedergabe der Inhalte angehalten werden).


Geschichtsdidaktisch ist von Interesse


Gegenwart und Vergangenheit sind für die Präsentationsform begründend.


Der Bereich Geschichtsatlas und Hypermedia (Kombination von Bild, Film und Ton vor allem im Internet) verändert Formen der Quellenpräsentation. Erhöht wird der Grad an Intermedialität der Darstellung(vgl. den Fortschritt der Entwicklung bei Geschichtskarten und damit entdeckendem Lernen(vgl. die Entwicklung des "HGIS-Germany" am Institut für Europäische Geschichte/Mainz und der Umgang mit der Fülle von Möglichkeiten des Systems mit möglichen Überforderungen der Laien; RENZ 2009, 39-44).

Eine ideale Präsentationsform für historisches Lernen und Denken gibt es nicht, weil Lernen und Denken vielfältig ist. Forderungen ergeben sich mit und an Präsentationsformen.

14 Arbeitsformen    

Die Entscheidung für Arbeitsformen ist situations- und adressatenbedingt. Jede Arbeitsform erbringt einen Erkenntnisgewinn. Allerdings müssen die kognitiven, quellenorientierten und wissensgestützten Arbeitsformen vorrangig sein(vgl. PANDEL 2013, 309-316).


Typologie der Arbeitsformen

Gespräch - entdeckendes Lernen

fragend-entwickelndes Lernen - Ideologiekritik

Diskussion - Inhaltsanalyse

Frage - Interpretation, Argumentation

Vortrag/Schule - Erkundung(Aspekt-)

Vorlesung/Universität - Experten- und Zeugengespräche

- -

Rollenspiel

Simulationen

Planspiel

Fallstudie

Projekt/Präsentation

Pro und Contra-Diskussion

Lernspiel

Computerspiel

- -

Leistungsmessung - Wiederholen und Festigung/Überprüfung historischen Wissens(vgl. KNEILE-KLENK 2008)


15 Sozialformen    

Geschichtsdidaktische Lernprozesse bedürfen entsprechender Sozialformen, die sich nach Interaktions- und Kommunikationsprozessen unterscheiden lassen(vgl. PANDEL 2013, 317-329)


Sozialformen


16 Methodenprinzipien    

Methodik bedarf bestimmter Prinzipien, die Bedingungen definieren. Deren Anzahl verändert sich in der geschichtsdidaktischen Diskussion. Damit ergibt sich eine Erweiterung.

War in den siebziger Jahren die Wende zum Konstruktcharakter, kam in den achtziger Jahren die Wende zu Schüleraktivitäten und um 2000 die Wende zu fachspezifischen Problemlösungsfähigkeiten(vgl. die Einführung der Kompetenzorientierung in den Geschichtsunterricht; PANDEL 2013, 332-359).


Verbreitung und Gebrauch von Methodenprinzipien


17 Unterrichtsplanung    

Die Neuausrichtung der Lehrerbildung stellt die Planbarkeit von Unterricht in ein anderes und neues Licht. Im Zentrum stehen Geschichtstheorie, Geschichtsdidaktik, Erziehungswissenschaft mit Lerntheorien und Lernpraxis(vgl. TERHART 2009, 178; FAUSTICH 2013).

Bei Lehramtsstudien fehlen eher Planungsfragen, Planungskompetenz wird zumeist zu Beginn der Unterrichtstätigkeit reflektiert. In der Folge kann es zu Routine und zur Wiederholung gleicher Arrangements kommen. Ebenso werden bestimmte Arbeitsformen und/oder Prinzipien bevorzugt, die einen Unterricht wenig abwechslungsreich werden lassen.

Auch die Form der Bildungsinstitution beeinflusst die Planung dens Unterrichts(vgl. APS-Disziplinlosigkeit, AHS-Leistungsdruck, EB-Freiwilligkeit).

Unterrichtsmodelle bevorzugen mitunter die Präsentation von Unterrichtsmaterialien.

17.1 Planungsziele    

Ziel eines Planungsmodells sollte die Unterstützung praktischen Handelns durch planendes Denken sein.

17.2 Planungsprozess    

Planungsprozess nach SCHULZ(1981, 3)

17.3 Fächerübergreifendes Lernen    

Langfristige Planung beinhaltet die Entscheidung über die Art und Weise fächerübergreifenden Lernens(vgl. auch den IT-Autorenbeitrag http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index: Schule, Pkt. 26).


Zu unterscheiden ist Interdisziplinarität und disziplinäre Interdisziplinarität (vgl. PANDEL 2013, 371-374).

17.4 Planung von Unterrichtstunden    

Konkrete Aussagen sind für Teillernziele, Stundenverläufe und Medien notwendig. Damit stehen Unterrichtsschritte, Lernphasen und Lernstufen im Vordergrund. In der Folge wird dies als Artikulationsstufen bezeichnet.

Artikulationsformen dienen zur Lösung eines/einer

Joachim ROHLFES(2005, 228-230)übernimmt das lernpsychologische Schema von Heinrich ROTH(1973, 228-230).

Michael SAUER(2003, 80)vereinfacht das Schema(Frage-Untersuchung-Erklärung).

In der Unterrichtsausbildung dominiert noch ein selbstgezimmertes Modell: Einstieg-Aufgabenstellung/Problemstellung-Erarbeitung-Ergebnispräsentation(mitunter wird noch als Motivation eine Wiederholung von fünf Minuten zu Stundenbeginn verlangt; vgl. PANDEL 2013, 400).

Diese inhaltsneutrale Unterstellung eines Unterrichtsschemas gibt es nach heutigem Stand nicht.


Lernprozesse verlaufen je nach Inhalt unterschiedlich("domänenspezifisch", vgl. Pkt. 8). Geschichtsdidaktisch ergeben sich vier Schritte, die für die Unterrichtspraxis modifiziert werden müssen(vgl. PANDEL 2013, 402-412, 418).

18 Reflexion    

Im Folgenden wird auf die Wirklichkeit der Geschichtskultur und Hirnforschung eingegangen.

Didaktische Probleme ergeben sich aus gesellschaftlichen und politischen Veränderungen.

Zudem bedarf es einer vermehrter Bedeutung in der Geschichtsdidaktik der Interkulturalität im Kontext mit Formen einer Diversität und Globalisierung.

Die Frage nach einem fachgerechten Unterricht ergibt sich konsequenterweise.

18.1 Geschichtskultur heute    

Mit der Frage nach dem "Wozu heute Geschichte" kommt man zur Erkenntnis, dass die Wirklichkeit der Geschichtskultur eine andere geworden ist.

18.2 Theorieansätze    

Was wir als Geschichte ansehen, hängt von den Kategorien, Modellen und Theorien ab, mit denen wir Vergangenes sehen. Zeitgemäße Geschichte hält sich an Theorieansätze. Die Vielfalt der Ansätze(Basistheorien) folgen aus Gründen einer intellektuellen Redlichkeit einer theoretischen Orientierung(vgl. PANDEL 2013, 84).

18.3 Hirnforschung    

Von Interesse ist die Bedeutung des Gedächtnisses in Verbindung mit der Hirnforschung(vgl. KANDEL 2006). Gerade dieser Bereich ist vermehrt zu beachten und ist für die Geschichtsdidaktik wesentlich.

Das Fehlen einer gegenseitigen Verbindung von Weltgeschichte und interkulturellem Lernen als Folge einer Globalisierung im politisch-kulturell-ökonomischen Bereich erweist sich als Manko(vgl. die Konzeptionen im Jahrbuch 2005 der "Internationalen Gesellschaft für Geschichtsdidaktik" der USA, Japan, Italien und Australien). Weltgeschichtliche Curricula stehen vor dem Problem einer politisch-gesellschaftlichen Durchsetzungsfähigkeit.

18.4 Geschichtsunterricht    

Die Debatte um einen guten Unterricht läuft in der Fachliteratur(vgl. GAUTSCHI 2009; JÜRGENS-STANDOP 2010; PANDEL 2013, 447-450). Unterstellt wird damit, dass einen schlechten Unterricht gibt.

Mitunter gibt es einen falschen Unterricht (vgl. die Kritik von PANDEL 2013, 448-450).

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Der Beitrag wird laufend aktualisiert.

IT-Autorenbeiträge    

Die angeführten IT-Beiträge dienen der Ergänzung der Thematik.


Netzwerk gegen Gewalt > http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index:

Politische Bildung

Lernfeld Politik

Europa als Lernfeld

Lehrgang Politische Bildung in der Erwachsenenbildung

Lehrgang Ökonomische Grundbildung in der Erwachsenenbildung

- - -

Interkulturelle Kompetenz

Migration in Österreich, Teil 1 und 2

Globales Lernen

Vielfalt ja bitte - Welcome Diversity

Warum lernen wir was und wie wir lernen

Ethnologie

- - -

Schule

Wirtschaftserziehung

 - - - 

Gender


Zum Autor

APS-Lehramt/VS-HS(D-GS-GW)-PL(D-SWZ-Bk)/Lehrer; Schüler-und Schulentwicklungsberater; Lehrerbildner/PI des Landes Tirol - Berufsorientierung(1990-2003); Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft/Universität Wien - Berufspädagogik/Vorberufliche Bildung(1990/1991-2010/2011), am Sprachförderzentrum des Stadtschulrates für Wien/Interkulturelle Kommunikation(2012), am Institut für Geschichte/Universität Salzburg - Sozialkunde und politische Bildung(2015/2016)

Absolvent des Instituts für Erziehungswissenschaft/Universität Innsbruck/Doktorat(1985), des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/Universität Salzburg bzw. Klagenfurt/Master(2008), des 7. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/Universität Salzburg/Diplom(2012), der Weiterbildungsakademie Österreich/wba I und II/Diplome(2010)und der Personalentwicklung für Mitarbeiter/Universität Wien/Zertifizierungen(2008-2010)

Mitglied der Bildungskommission der Evangelischen Kirche in Österreich A. und H.B.(2000-2011), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerks in Tirol(2004-2009), Kursleiter/Lehrender an der VHS Zell/See -"Freude an Bildung"(Lehrgang Politische Bildung/Ökonomische Grundbildung)(2011-2015)


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gedruckt am: 25. April 2024